Lyrik

Schlechte Zeiten

Schlechte Zeiten für Kannibalen.

Gift im Menschen macht ihn ungenießbar.

Sie leiden höllische Qualen,

wünschen sich tot zu sein, es ist wahr.

Sie ist angebrochen,

die Zeit der halben Herzen.

Schon vor Jahren

begannen die ersten Schmerzen.

Die Menschheit befindet sich auf dem Prüfstand.

Der Zeitpunkt 0 ist nicht mehr fern.

Die letzten Notsignale gehen unter in der Angst.

Er möchte helfen, sogar gern,

der Helfer in letzter Instanz.

Das Unerwartete ist passiert.

Die Welt ist kurz vorm Untergang.

Nichts wird jetzt noch kaschiert,

schonungslos alles aufgedeckt.

Das Böse schließlich aufgeweckt.

Das jüngste Gericht tagt.

Die Schatten der Erde verschwinden.

Von einigen wird eine Flucht ohne Ausweg gewagt.

Es sind die geistig Blinden.

Jeder sucht verzweifelt

nach einem Anwalt des Vertrauens.

Jeder steht im Blickpunkt.

Jeder ist verantwortlich für sein Leben.

Niemandem kann man die Schuld dafür geben.

Sie werden Jesu Worte zitieren:

“denn wir wußten nicht, was wir tun”

Die Anwälte werden für Unzurechnungsfähigkeit

plädieren.

Die Köpfe qualmen, sie werden nicht ruhn.

Die Menschen sind gezeichnet

von den Spuren der Vergangenheit.

Jedem seine Hölle, jeder gibt was er kann.

Niemand war ein Unschuldslamm.

Dann vernehmen alle das Urteil:

Unendliche Einsamkeit!

Nun heißt es, was tun mit der Zeit,

mit der unsterblichen Unendlichkeit?

Es ist ein Protest gegen den Tod,

ausgesprochen von Gott.

Die Spiele ohne Sieger

sind jetzt zu ende.

Enttäuscht wurden die,

die geträumt hatten von einer Wende.

So gab es ein böses Erwachen

für die eitle Arroganz des Menschen.

Jetzt kann niemand mehr etwas machen.

Tief aus der Hölle hört man grausiges Lachen.

© Mathias Bleckmann 2004

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